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Interview mit den Newcomern "The Kooks"


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The Kooks: «Und dann wollte sie Geld...»

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The Kooks (Max Rafferty, li. und Luke Pritchard)

Auf dem Debütalbum der Kooks ist fast jeder Song ein Hit, und die Stimme von Luke Pritchard fügt dem ganzen New-Cool-Britannia-Hype um Bands wie Franz Ferdinand und Maximo Park wirklich noch etwas Neues hinzu.

Zwischen 18 und 22 Jahre alt sind Pritchard (Gesang und Gitarre), Max Rafferty (Bass), Hugh Harris (Gitarre) und Paul Garred (Schlagzeug), und das zwei Jahre nachdem das Label Virgin sie unter Vertrag genommen hat. Der Legende nach war den Musikmanagern bereits nach einem einzigen Song klar, dass sie etwas Großes entdeckt hatten. Fragt man Frontmann Pritchard, liegt die Musik der Kooks irgendwo zwischen Lou Reed und The Clash. Mit den jüngeren Kollegen brauche man gar nicht erst ankommen, schließlich sind «wir anders», wie er immer wieder betont.

Und weil es eben nur um Musik gehen soll, will Pritchard auch nicht über seine berühmte Ex-Freundin Katie Melua reden. «In jedem Satz, in dem wir vorkommen, ist sie auch drin. Das macht unsere Arbeit kleiner», sagte der Sänger im Gespräch mit der Netzeitung. Na gut.

Netzeitung: Britische Medien haben Sie die «Anti-Dohertys» getauft...

Luke Pritchard: [lacht] Genau! Nein im Ernst: Vielleicht weil er Leute hängen gelassen hat, indem er seine Musik nicht an die erste Stelle in seinem Leben gestellt hat...

Max Rafferty: Vielleicht weil wir eine Menge von dem, was er gemacht hat, nicht mögen... Er hatte große Möglichkeiten, etwas Gutes zu machen. Die Musik war gut, die Songs... aber er hat es versaut. Und ich meine nicht die Drogen, von denen jetzt alle reden. Andererseits hat er ja geschafft, was er wollte. Er ist jetzt berühmt.

Netzeitung: Noch ein Zitat: «die sauberen Babyshambles»...

Rafferty: So trashig sind die doch gar nicht... Die Leute wollen halt immer alles vergleichen. Das hat dann nichts mehr mit der Musik zu tun.

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The Kooks

Pritchard: Unsere Musik ist völlig anders! Es gibt Ähnlichkeiten mit den Libertines, aber wir werden mit so vielen Bands verglichen... Das ist unglaublich. Man weiß schon gar nicht mehr, wer man ist. [lacht]

Netzeitung: Wenn eine neue Band kommt, muss man sie ja irgendwie verorten, da sind Vergleiche ein probates Mittel...

Pritchard: Leute stecken sich gerne gegenseitig in Schubladen...

Netzeitung: Einen habe ich aber noch: «Pritchard wird die Lücke füllen, die entsteht wenn Doherty ins Gefängnis muss»...

Pritchard: [Empörtes Lachen] Nett, dass die Leute so was sagen, aber auch krass... eigentlich auch verrückt... Ich weiß gar nicht, ob das jetzt gut oder schlecht ist...

Netzeitung: Haben Sie im Showgeschäft überhaupt die Möglichkeit, nicht Teil dieses Tratsch-Universums zu werden?

Pritchard: Das ist verdammt schwer, vor allem als neue Band. Da wird ein ziemlicher Druck aufgebaut. Aber es gehört eben dazu, es ist ein Teil vom Ganzen, wenn man Musik machen will. Es ist eine Art Hass-Liebe. Die Medien können ja auch positiv sein.

Rafferty: Ich glaube man kann sich raushalten. Wenn wir uns nicht so weit aus dem Fenster lehnen, machen wir auch nicht auf uns aufmerksam. Aber das sagen sie am Anfang wahrscheinlich alle... [lacht]

Pritchard: Zum Teil kann man es ignorieren, aber eben nicht alles, und das nervt manchmal. Doch ich denke die Musik, eben das was du macht, kann an den Klatschblättern vorbei kommen.

Netzeitung: Sie sind aber schon mitten drin im Gossip: Es heißt, ein Mitglied der Band hatte einen Nervenzusammenbruch...

[Pritchard und Rafferty lachen] Pritchard: Nicht wirklich...

Netzeitung: Es heißt, die ganze Aufregung um die Band sei zu viel geworden...

Pritchard: Naja, es waren zwei harte Jahre. Wir waren dauernd auf Tour, mussten uns an das neue Leben gewöhnen. Waren ziemlich am Ende. [Er zögert] Max hat die Band für vier Monate verlassen. Aber es war kein Nervenzusammenbruch. [zu Rafferty] Oder war's doch?

Rafferty: Es ging mir für eine gewisse Zeit nicht so gut. Aber es war kein Nervenzusammenbruch. Es hatte nichts mit den Medien zu tun.

Netzeitung: Persönliche Gründe...

Rafferty: Ja.

Pritchard: Manchmal braucht man einfach eine Pause...

Netzeitung: Es klang nicht unwahrscheinlich, nachdem der Erfolg Sie so überrannt hat...

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Albumcover 'Inside In/ Inside Out'

Pritchard: Man fühlt sich jeden Tag anders. Manchmal denke ich, alles ist großartig, das ist das Schönste überhaupt, und dann habe ich wieder überhaupt keine Lust auf all den Kram. Ist schon seltsam. Man muss bei all dem intakt bleiben, man muss versuchen, ehrlich zu bleiben und weiter schreiben. Daher käme die Frustration, wenn ich keine Songs mehr schreiben könnte. Man verstrickt sich leicht.

Netzeitung: Haben die vergangenen zwei Jahre Ihre Sicht auf die Musikszene verändert?

Pritchard: Absolut! Heftig sogar! Man kriegt ja gar nicht mit, was in der Industrie so passiert, wenn man einfach eine Band ist, die Musik macht. Man lernt eine Menge, wenn man auf Tour geht und Werbung machen muss, reisen muss, immer unterwegs ist. Es gibt vieles, was ich so nicht erwartet habe. [lacht] Ich bin heute ein bisschen nölig, Entschuldigung, aber ich bin so müde. Eigentlich können wir uns nicht beschweren. Es ist verdammt cool, Musik zu machen und dass die Leute sie mögen. Wir kommen nach Deutschland, und die Leute kennen unsere Musik, das ist schon sehr komisch. Hat was von Sex im Kopf. Ich meine, die Leute kennen unsere Texte auswendig! Es ist großartig.

Netzeitung: Und es ging alles sehr schnell. Die Band war gerade mal zwei Monate zusammen, da wurden Sie unter Vertrag genommen...

Rafferty: Ja, und dann sind wir fast zwei Jahre lang durch all die kleinen Clubs getingelt. Wir haben hart gearbeitet und viele Songs geschrieben. Erst ganz am Ende haben wir das Album aufgenommen. Zwei Jahre nach dem Vertrag. Normalerweise ist es ja andersherum.

Pritchard: Bei uns war alles anders als bei den anderen Bands. Wir wurden eigentlich auf Grund eines einzigen Songs unter Vertrag genommen: Sofa Song. Das Label hat Potenzial gesehen. Wir haben denen aber von Anfang an klar gemacht, dass wir Zeit brauchen. Wir wollten nicht in irgendwas reingepresst werden. Wir sind sehr stolz auf das Album!

Netzeitung: Was haben Sie da eigentlich auf dem Arm? Das sieht seltsam aus...

Pritchard: [guckt auf seinen linken Unterarm, den ein Blumenschnörkel und halbabgewaschene Worte zieren]

Netzeitung: Sieht aus wie Telefongekritzel...

Pritchard: Nein, ich war kürzlich in Marrakesch, da war eine Frau und hat es mir einfach auf den Arm gemalt, mit Henna. Und dann wollte sie Geld.

Netzeitung: Da hätte sie sich aber mehr Mühe geben sollen...

Pritchard: [Lacht] Oh ja, aber das sieht jetzt auch so aus, weil ich noch mal drüber gemalt haben... Ursprünglich war es ganz schön.... na ja, nein, war eigentlich scheiße [lacht]

Netzeitung: Und die Worte darunter? «Ich habe...»

Pritchard: [starrt auf seinen Arm] Keine Ahnung, daran kann ich mich nicht erinnern...

Netzeitung: Ich habe noch ein paar Zitate...

Rafferty: Yeahy!

Netzeitung: «Popmusik ist im Augenblick so schrecklich, weil sich niemand etwas traut», sollen Sie gesagt haben, Herr Pritchard.

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The Kooks

Pritchard: Hm, ich denke, da bin ich ein bisschen falsch zitiert worden... [lacht, dann ernsthaft] Als wir angefangen haben, wollten wir wirklich etwas aussagen. Wir wollten ein gutes Pop-Album machen, und nicht der Angst verfallen, dass man Popmusik nicht machen kann, weil viele es für Kaugummi halten. Musik ist wie eine andere Sprache, und wir wollten sehr zugängliche Musik machen! Damit es viele Leute verstehen. Ich kapiere einfach Leute nicht, die versuchen, anders zu sein, nur um anders zu sein. Die finden es cool, anti zu sein. Wir wollten die richtig gute Popmusik zurückholen, Musik die wir mögen wie die Beatles oder die Stones...

Netzeitung: Bei dem Wort Popmusik fallen mir eher die Pet Shop Boys ein...

Pritchard: Was?

Netzeitung: Die Pet Shop Boys, eine britische Band, sehr erfolgreich in den neunziger Jahren...

Pritchard: Oh ja, die Pet Shop Boys sind ok... oder? [guckt zu Rafferty]

Rafferty: Nein, die sind scheiße...

Pritchard: Keine Ahnung. Die meisten Leute, die an Popmusik denken, denken an den beschissenen James Blunt, an Blue, an Busted...

Netzeitung: Oh, noch ein Zitat: «Die Leute hören James Blunt, und alle wissen, dass seine Musik scheiße ist». Aber warum kaufen dann so viele Menschen diese Platte?

Rafferty: Weil man alles verkaufen kann! Es kommt nur auf die Werbung an. Wenn man die Leute mit genug Werbung vollpumpt, dann funktioniert es auch. James Blunt ist Müll, das weiß auch jeder, aber sie haben eben genug Geld reingesteckt und ihn gepusht. Die Leute mögen so billiges Zeug.

Pritchard: Das ist eine Blindheit...

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The Kooks

Rafferty: Ich könnte mich hinsetzen, jemanden mit einem Löffel hauen und dazu seltsame Texte singen. Wenn jemand Willens ist, dafür mit viel Geld zu werben, und ich bereit bin, alles für die Werbung zu tun, dann würde es sich verkaufen! Denken Sie doch nur an den bescheuerten Crazy Frog, diesen Klingelton... alles geht! James Blunt ist nicht besser als der Crazy-Frog-Klingelton!

Netzeitung: Haben Sie eigentlich ein Problem damit, als das «nächste große Ding» aus Großbritannien angekündigt zu werden. So wie schon Franz Ferdinand, wie Maximo Park oder wie die Kaiser Chiefs...

Pritchard: Wir sind einfach völlig anders! Maximo Park sind eher trendy mit ihren Klamotten und ihren Haaren. Das ist alles so stylish. Die rüschen sich auf, bevor sie auf die Bühne gehen, auch wenn sie sonst Jeans und T-Shirt tragen. Wir kommen von einer ganz anderen Seite. Vielleicht benutzen wir teilweise die gleichen Sounds, aber das Gefühl hinter der Musik ist ganz anders, völlig-komplett-tausend-Meilen-von-uns-entfernt-anders!

Netzeitung: Dann beschreiben Sie doch mal, was die Kooks ausmacht...

Rafferty: Alle unsere Songs sind als Songs geschrieben. Es gibt den Text, die Akustikversion, und davon ausgehend arbeitet die ganze Band daran. Es sind Band-Songs. So kann man es denke ich am besten beschreiben. Bei einer Band wie Maximo Park geht es mehr um den Sound. «Das ist ein cooler Sound, lass uns damit mal was machen, der kommt gerade gut an.» Das ist weniger Songwriting. Deshalb ist es auch so schnell wieder vorbei. Von diesen Bands gibt es ja gerade eine ganze Menge.... aber natürlich habe ich keine Ahnung, wie lange es uns geben wird... [lacht]

Quelle: Netzeitung

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Das Interview ist recht interessant finde ich...

...besonders das was sie zu anderen Pop-Musikern wie James Blunt oder dem Crazy Frog (*g*) sagen... :D

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