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Der Wirtschafts-Thread!


Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Also ich weiß ja nich ob dieser Thread hier viel Beachtung finden wird (ich fürchte fast nicht *g*), aber ab und an gibt es schon interessante Nachrichten aus der Wirtschaft, die uns zum Teil ja sogar direkt betreffen...

...die erste, mit der ich hier einsteigen will, betrifft ausgerechnet das Unternehmen bei dem ich angestellt bin und ist für selbiges weniger erfreulich...

...aber ich hoffe dass hier auch einige positive Nachrichten landen werden, wobei die ja meist nicht so viel Aufmerksamkeit in den Medien bekommen....heißt es halt Augen auf... :-)

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Gericht lehnt sofortige Telekom-Fusion ab

Der Internetanbieter T-Online darf vorerst nicht in seinen Mutterkonzern Deutsche Telekom eingegliedert werden. Aktionärsschützer lobten die Gerichtsentscheidung als «enormer Sieg auf ganzer Linie».

Die Fusion von Deutscher Telekom und T-Online bleibt weiter unwirksam. Das Landgericht Darmstadt lehnte am Dienstag einen Antrag von T-Online ab, einer Eintragung des Zusammenschlusses im Handelsregister bereits vorab zuzustimmen. Hintergrund sind noch anhängige Klagen von Kleinaktionären gegen das Vorhaben der beiden Unternehmen.

Das Gericht begründete die Entscheidung damit, dass ein Erfolg der Klagen nicht mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden könne. Die Nachteile für die Unternehmen aus einer weiteren Verzögerung wögen demgegenüber nicht schwer genug, um einen sofortigen Vollzug der Fusion zu rechtfertigen.

Sollte das Urteil rechtskräftig werden, würde über die Zulässigkeit der Fusion erst im Hauptsacheverfahren entschieden - und das kann noch mehrere Jahre dauern. Die Telekom wollte die Rückführung von T-Online in den Mutterkonzern in diesem Jahr abschließen. Gegen das jetzige Urteil kann T-Online Rechtsmittel einlegen. «Wir prüfen nun die Entscheidung des Landgerichts und werden uns dann dazu äußern», sagte ein Sprecher des Internet-Unternehmens.

T-Online fürchtet Wettbewerbsnachteile

T-Online wollte die Verschmelzung sofort wirksam werden lassen und warnte vor Gericht, das Unternehmen müsse mit gravierenden Nachteilen rechnen, wenn es zu keiner raschen Fusion komme. Im immer härter werdenden Wettbewerb könne sich T-Online nur behaupten, wenn das Unternehmen gemeinsam mit der Telekom auftrete. Schon bei der mündlichen Verhandlung Anfang November hatte die Vorsitzende die sofortige Eingliederung indes skeptisch beurteilt.

Die Hauptversammlung von T-Online hatte im vergangenen April mit einer Mehrheit von gut 99 Prozent der Verschmelzung mit der Deutschen Telekom zugestimmt. Gegen die Verschmelzung wehren sich die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), mehrere britische Fondsgesellschaften sowie private Aktionäre von T-Online. Vor Gericht hatte die SdK vor einer Eintragung der Fusion vor Abschluss des Hauptsacheverfahrens gewarnt. Dann sei der Zusammenschluss faktisch nicht mehr rückgängig zu machen.

Angebot deutlich unter Ausgabepreis

T-Online und Deutsche Telekom argumentierten, dass noch vier bis fünf Jahre vergehen könnten, bis über die Klagen der Kleinaktionäre entschieden ist – bis dahin seien die Marktanteile bei schnellen Internetzugängen vergeben. Die Kleinaktionäre sind dagegen der Ansicht, T-Online habe auch als eigenständiges Unternehmen gute Entwicklungschancen.

Sie befürchten, beim geplanten Umtausch ihrer T-Online-Aktien in Telekom-Papiere einen Großteil des ursprünglichen Kaufpreises ihrer Anteilsscheine einzubüßen. Die Telekom hatte den Aktionären pro T-Online-Aktie 8,99 Euro geboten. Beim Börsengang des Internetanbieters im Jahr 2000 lag der Ausgabepreis bei 27 Euro. Beim Landgericht Frankfurt sind mehrere tausend Klagen gegen die Fusion anhängig.

«Stärkung der Aktionärsrechte»

Der Rechtsanwalt Peter Dreier von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), der zwei Fusionsgegner vertritt, bezeichnete den Beschluss des Darmstädter Landgerichts als «Stärkung der Aktionärsrechte». «Das ist ein enormer Sieg auf ganzer Linie.» Die Chance für das Verfahren in Frankfurt sei jetzt verbessert. «Es spricht nun einiges für uns», sagte Dreier.

Er gehe davon aus, dass T-Online Beschwerde gegen die Entscheidung zum Oberlandesgericht einlegen wird. Die Fusion werde aber auf jeden Fall nicht mehr in diesem Jahr wirksam werden und «hoffentlich auch nicht 2006» stattfinden, ergänzte Dreier. Allerdings sei der Beschluss nur ein Etappenziel.

Quelle: Netzeitung

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Tja ich hoffe das wirkt sich nich zu negativ auf meine ohnehin schon geringen Übernahmechancen 2007 aus... *ohje*

Geschrieben

2005 gehen weniger Unternehmen Pleite

Nach zwei Rekordjahren lässt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen wieder nach. Aber auch die Zahl der Neugründungen fällt geringer aus als 2004.

Nach zwei Rekordjahren bei den Unternehmensinsolvenzen dürfte die Zahl der Firmenpleiten in diesem Jahr wieder leicht zurückgehen: Wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Dienstag in Neuss mitteilte, ist für 2005 mit rund 37.900 zahlungsunfähigen Unternehmen zu rechnen. Das wäre ein Minus von 1370 Betrieben oder 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Insgesamt sind die Insolvenzgerichte in Deutschland aber so beschäftigt wie nie zuvor: Werden Verbraucherinsolvenzen und andere Formen der Zahlungsunfähigkeit hinzugerechnet, ergibt sich laut Creditreform eine Summe von 136.300 Fällen. Das sind 15,3 Prozent mehr als 2004. Verantwortlich dafür sei vor allem um 35,2 Prozent gewachsene Zahl der Insolvenzen privater Schuldner.

Pleite-Risiko am Bau besonders hoch

Ein Grund für die geringere Zahl an Firmenzusammenbrüchen ist laut Creditreform, dass nicht mehr so viele Pleiten großer Firmen zu beklagen waren. So seien nur acht Unternehmen mit einer Beschäftigtenzahl von mehr als 500 ermittelt worden, die im laufenden Jahr aufgeben mussten. Als Beispiel wurden unter anderen der Walter-Bau-Konzern |WTB 0,09 0,00%| und die Drogeriekette Ihr Platz sowie der Filmhersteller Agfa Photo genannt.

Der größte Rückgang der Unternehmenspleiten verzeichnete demnach das Verarbeitende Gewerbe: Hier sei die Zahl die Pleiten um 8,3 Prozent zurückgegangen. Auch im Baugewerbe zeichne sich eine leichte Erholung ab: Mit 7450 Insolvenzen seien 6,1 Prozent weniger Fälle als 2004 ermittelt worden. Dagegen stieg die Zahl der zahlungsunfähigen Handelsbetriebe den Angaben nach um 0,5 Prozent auf 9380 an.

Allerdings betonte Creditreform, dass die meisten Pleitefirmen nach wie vor auf dem Bau aktiv waren: Hier gingen auf 10.000 Betriebe 325 in Konkurs, während es im Verarbeitenden Gewerbe nur 82 waren. Der Durchschnitt über alle Branchen wurden mit 130 Insolvenzen je 10.000 bestehende Firmen angegeben.

Weniger neue Jobs durch Gründungen

Allerdings sei ebenso wie die Zahl der Pleiten auch die Zahl der neu gegründeten Unternehmen 2005 «erstmals seit Jahren» wieder rückläufig gewesen: Mit 910.500 Gewerbeanmeldungen seien 5,2 Prozent weniger neue Firmen angemeldet worden, hieß es. Entsprechend sei die Zahl der durch Gründungen neu entstandenen Arbeitsplätze von 250.900 in 2004 auf 232.400 zurückgegangen.

Die meisten neuen Firmen waren laut Creditreform Dienstleister. Die meisten Gründungen wurden demnach in den westdeutschen Flächenländern Nordrhein-Westfalen mit 23.730, in Bayern mit 17.786 und in Baden-Württemberg mit 11.120 registriert.

Quelle: Netzeitung

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Siehe da, schon die erste (zumindest teilweise) gute Nachricht. :-)

  • 3 Monate später...
Geschrieben

Grünes Licht für Flughafen-Ausbau

Gericht erlaubt Großstadt-Airport in Berlin-Schönefeld

Leipzig - Der Flughafen Berlin-Schönefeld darf wie geplant ausgebaut werden, allerdings nur unter zusätzlichen Auflagen. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verpflichtete die Flughafenplaner in seinem Urteil am Donnerstag zu deutlich strengeren Lärmschutzmaßnahmen für die Anwohner. So muss der Nachtflugverkehr zwischen Mitternacht und fünf Uhr früh stark eingeschränkt werden. Außerdem wurden die Flughafenplaner zu "passiven Schallschutzmaßnahmen“ verpflichtet. Im übrigen wurden die Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss des Landes Brandenburg abgewiesen.

Freude bei Platzeck

Der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck hat das Urteil zum Ausbau des Flughafens Berlin-Schönefeld begrüßt. "Dass ich mich freue, das können Sie sich ja vorstellen", sagte der SPD-Politiker am Donnerstag in Esslingen in einer ersten Stellungnahme am Rande einer Gewerkschaftsveranstaltung.

Die Anwälte der klagenden Gemeinden und Anwohner hatten die Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses des Landes Brandenburg zum Flughafenprojekt gefordert. Die Kläger kritisieren vor allem den Lärmschutz und die Standortwahl. Nach ihrer Auffassung wurden alternative Standorte zu Schönefeld nicht ausreichend geprüft. In dem bislang umfangreichsten Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht hatten insgesamt über 4.000 Anwohner gegen den Bau des Berliner Großflughafens geklagt. (ha/AFP/AP)

Geschrieben

Bald weniger Rente für Kinderlose?

Der Direktor des Instituts für Wirtschaftspolitik der Uni Köln, Johann Eckhoff, fordert, die Rentenhöhe in Abhängigkeit zu der Kinderzahl zu setzen. Konkret schlägt er vor, die Rente von Kinderlosen um die Hälfte zu senken.

CDU-Experte Geis macht Vorschläge, die in die gleiche Richtung gehen. Für ihn sei es klar, dass Kinderlose entweder mehr einzahlen oder weniger ausgezahlt bekommen sollten.

Sinn vom ifo-Institut schlägt vor, dass die private Vorsorge generell Pflicht werden und acht Prozent des Bruttolohns angespart werden sollte, wobei dann Eltern je nach Kinderzahl freigestellt werden könnten, und die Differenz vom Staat bekämen.

Quelle: onnachrichten.t-online.de / SSN

:anstossen::ziegel::wut::wut::besorgt:

Geschrieben

Bundesbank vervierfacht Gewinn

Steinbrück kann sich über 2,86 Milliarden Euro freuen

Frankfurt/Main - Der erste Milliardengewinn der Deutschen Bundesbank seit zwei Jahren lässt die Kasse des Finanzministers klingeln: Die Zentralbank erwirtschaftete 2005 einen Jahresüberschuss von rund 2,9 Milliarden Euro und überwies diese Summe am Dienstag an den Bund. Im Vorjahr hatte der Jahresüberschuss nur bei 676 Millionen Euro gelegen, 2003 waren es sogar nur 248 Millionen Euro.

Bundesbank-Präsident Axel Weber erklärte am Dienstag in Frankfurt am Main, der deutliche Gewinn sei vor allem auf einen höheren Netto-Zinsertrag und auf einen deutlich niedrigeren Bedarf an Abschreibungen auf Devisen und Wertpapiere zurückzuführen. Der Grund dafür wiederum sei insbesondere der niedrigere Eurokurs.

"Nur 140 Millionen Abweichung"

Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums sagte, der Bundesbankgewinn bewege sich in der Größenordnung, "wie wir das bereits im Haushalt veranschlagt haben". Der Haushaltsexperte der Unionsfraktion, Steffen Kampeter, sagte, eine "konservative Etatisierung" verhindere böse Überraschungen: "Dass im Jahr 2006 lediglich eine Abweichung von 140 Millionen Euro zu verzeichnen ist, sollte für zukünftige Haushalte Vorbild bleiben."

Bundesbank forciert Stellenabbau

Weber zog auch eine Zwischenbilanz zum internen Umbau der Bank und kündigte an, dass sich der Personalbestand bis 2010 weiter auf rund 10.300 Beschäftigte verringern werde - das sind rund 2.000 Mitarbeiter weniger als Ende 2005. Mitte Februar hatte es noch geheißen, bis Ende 2007 sollte die Stellenzahl auf rund 11.100 reduziert werden.

Ende 2001 beschäftigte die Zentralbank noch 15.650 Menschen. Weber erklärte zur Fortsetzung der Strukturreform über 2007 hinaus: "Die Verschlankung der Bank wird fortgeführt. Der Vorstand arbeitet gegenwärtig an den strategischen Zielsetzungen für die Zeit 2008 bis 2012."

Debatte um Goldverkäufe: "Wir entscheiden autonom"

Zur jüngsten Debatte um Goldverkäufe der Bundesbank hob Weber hervor: "Die Entscheidungen über Art und Umfang der Währungsreserven treffen wir autonom." Der Vorstand entscheide im Herbst jeden Jahres neu, ob und in welchem Umfang die Goldverkaufsoption genutzt werde. Zum Jahreswechsel habe der Vorstand beschlossen, "im laufenden zweiten Jahr des Goldabkommens bis September keine Goldverkäufe zu tätigen". (joe/AP)

  • 4 Monate später...
Geschrieben

Da es ja einige AOL User hier gibt wie z.B. Bio & ich, hab ich mal ein paar intresannte News zusammengepackt

Aufbruch und Endzeit in Deutschland

Von Lutz Frühbrodt

AOL Deutschland wird es bald nicht mehr geben. Jedenfalls nicht in seiner jetzigen Form. Denn ganz im Geiste der neuen Strategie von Muttergesellschaft Time Warner soll sich die deutsche Tochter allein auf das Portalbusiness konzentrieren. Das Geschäft mit Internet-Zugängen - bisher wichtigste Umsatzsäule - steht zum Verkauf. Und diesmal wird es wirklich ernst: Fünf Unternehmen haben Interesse angemeldet. Im September soll der Käufer feststehen.

Im Laufe der vergangenen Jahre spielte Time Warner immer wieder mit dem Gedanken, sich von AOL Deutschland zu trennen. Das Unternehmen befand sich in einer Dauerkrise. Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen. 1995 startete AOL als einer der ersten Online-Dienste in Deutschland und warb bis zum Oktober 1999 eine Million Kunden - eine für die Gründerzeit des Internet beachtliche Zahl. Zur selben Zeit sorgte AOL mit einem TV-Werbespot mit Tennisass Boris Becker für Aufsehen, der mit den Worten "Bin ich schon drin?" demonstrieren sollte, wie einfach der Einstieg in das Internet ist.

Wie in den USA wollte AOL auch in Deutschland die Massen erreichen - durch populäre Werbefiguren, aber auch mit Hilfe der Politik. Die Hamburger Firma profilierte sich als Vorkämpfer für den monatlichen Pauschalpreis. Der Regulierer sollte dafür die Voraussetzungen schaffen, denn AOL war wie auch andere Online-Dienste beim Netzzugang auf günstige Vorleistungen der Deutschen Telekom angewiesen. Im Jahr 2001 wurde die "Flatrate" endlich möglich. Doch AOL setzte dabei auf das falsche Pferd, nämlich den langsamen Schmalbandzugang, während Marktführer T-Online konsequent die neue DSL-Technologie vorantrieb.

Ein weiterer Fehlschlag war der Versuch, aus AOL ein "Medienhaus" zu machen. Die Chance eröffnete sich nach der Fusion mit Time Warner im Jahr 2000, doch die Tochtergesellschaften der Medienmutter wollten AOL keineswegs mit exklusiven Inhalten wie Filmen versorgen - schon gar nicht zu Sonderkonditionen.

Im Oktober 2002 löste Stan Laurent den glücklosen Deutschland-Geschäftsführer Uwe Heddendorp ab. Der junge Franzose sanierte das angeschlagene Unternehmen und forcierte das Geschäft mit DSL-Anschlüssen. Doch er konnte nicht verhindern, dass die einstige Nummer zwei hinter der Telekom ins Mittelfeld zurückfiel. Seit Anfang des Jahres leitet Charles Fränkl die Geschäfte. Er wollte mit AOL in den Mobilfunk expandieren. Doch jetzt muss er mit ansehen, wie das Unternehmen filetiert wird. Die Ironie der Geschichte: AOL erzielt seit drei Jahren einen operativen Gewinn.

Artikel erschienen am Fri, 4. August 2006

Letzte Chance für AOL

Der einstige Trendsetter hat den Anschluss verloren. Der Mutterkonzern Time Warner will nun Yahoo und Google nachäffen.

Von Anette Dowideit

Es ist das Jahr 2999, und die Welt ist in Gefahr. Ein riesiger Müll-Ball, vor ein paar Jahren als Entsorgungsmaßnahme ins All geschossen, fliegt auf die Erde zu. Der Klumpen besteht vor allem aus einer Sorte Abfall: Werbe-CD-Roms von AOL. Dieses Szenario entwarf "Simpsons"-Erfinder Matt Groening in einer Folge seiner Science-Fiction-Zeichentrickserie "Futurama".

Ausgestrahlt wurde die Sendung erstmals 1999 - und traf damit den Zeitgeist. Damals konnte man weder in den USA noch in Deutschland einen Briefkasten öffnen oder ein Computermagazin aufschlagen, ohne dass einem eine der Silberscheiben entgegen fiel.

Die Werbung für den Netzzugang via AOL verfolgte einen überall hin. 2001 schließlich hatte die Firma 32 Millionen Einwahlkunden - mehr als jeder andere Provider. "AOL" war fast ein Synonym für "Internet".

Doch diese Gleichung geht schon lange nicht mehr auf. Der Mutterkonzern Time Warner verkündete am Mittwoch das Ende von AOL in seiner herkömmlichen Form als Zugangsanbieter. Zwar werde AOL auch künftig Einwahlkunden haben, doch werde dieser Geschäftszweig nicht mehr "aggressiv beworben", sagte Spartenchef Jonathan Miller. Eine Mrd. Dollar wolle der Konzern bis Ende 2007 einsparen, den größten Teil im Marketing fürs Einwahlgeschäft. Soll heißen: keine Silberscheiben mehr.

Stattdessen sieht der größte Medienkonzern der Welt seine Internettochter nun als Portal. E-Mail-Adressen, Videos und Musikdownloads, Nachrichten und Sicherheitssoftware - all das wird nun auf den Seiten von AOL zu finden sein. Diese Inhalte sollen viele Besucher auf die Seiten ziehen und dadurch Firmen animieren, auf der Seite zu werben. So lautet die neue Rechnung. Immerhin habe es AOL in den vergangenen drei Monaten geschafft, mit seinem wachsenden Angebot die Werbeumsätze um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 449 Mio. Dollar zu steigern, heißt es. Das sind 22 Prozent des gesamten Sparten-Umsatzes.

Allerdings ist AOL bei weitem kein Vorreiter mit der Werbeidee. Time Warner-Vorstandschef Dick Parsons soll, als er das erste Mal von den neuen Plänen hörte, ausgerufen haben: "Ihr sagt mir also, wir bauen ein Yahoo innerhalb von AOL?"

Die Umsätze sehen in der Tat im Vergleich zum Original noch mager aus. Yahoo verdiente laut Statistik des "Wall Street Journal" in den letzten drei Monaten 637 Mio. Dollar an Werbeanzeigen, 42 Prozent mehr als AOL. Internetgigant Google, dessen Geschäftsmodell ähnlich ist, nahm sogar 953 Mio. Dollar ein.

Der einstige Trendsetter AOL läuft dem Zeitgeist hinterher. Das gilt auch für das Breitbandgeschäft. AOL konzentrierte sich zu lange auf lahme Modemverbindungen und überließ Kabelnetzbetreibern das Feld für die schnellen Zugänge. Schon seit Jahren rächt sich dies bitter. Die Kunden springen ab. Anstatt 32 Millionen Vertragskunden im Jahr 2001 sind es heute nur noch 17,7 Millionen.

Dabei war das Unternehmen gerade durch sein Gespür für die Marktentwicklung zum weltweit wichtigsten Internetanbieter aufgestiegen. Der Erfinder William von Meister gründete 1983 in Virginia die Firma Control Video Corporation (CVC). Die Geschäftsidee: Über die Telefonleitung konnten Besitzer der Atari2600-Videospielkonsole Games herunterladen. Die Idee, einen Computer mit der Außenwelt zu verbinden, setzte sich in mehreren Nachfolgeunternehmen fort.

Schon kurz nach der Gründung stiegen die Computerexperten Jim Kimsey und Steve Case ein. Kimsey wurde Chef und benannte das Unternehmen 1989 in America Online (AOL) um. Anstatt Atari-Spielekonsolen brachte die Firma nun IBM-PCs an die Telefonleitung. Zwar machte CompuServe das schon seit längerer Zeit. Doch um deren Zugang zu nutzen, musste man sich einigermaßen mit Computern auskennen und am Bildschirm Programmbefehle eintippen. AOL brachte als erster Anbieter eine Einwahlsoftware mit grafischer Oberfläche heraus, die jeder Laie bedienen konnte.

Das brachte den Durchbruch. Das Wachstum beschleunigte sich weiter, als 1991 der in Hawaii aufgewachsene Case den Chefposten übernahm. Unter der Führung des Mannes mit dem braunen Topfschnitt legte AOL immer neue Angebote nach, um die wachsende Gemeinde zu unterhalten: Die ersten Chaträume "Habitat" und "Club Caribe" gab es bei AOL, ebenso das erste Online-Rollenspiel "Neverwinter Nights". AOL profitierte von seiner breiten Nutzerbasis: Weil sich schon so viele Menschen angemeldet hatten, die man zum Chatten treffen konnte, zog das weitere Kunden an.

AOL verband über seine Software zunächst nur die Computer der eigenen Kunden miteinander. Erst ab 1995 konnte man damit auch ins Internet. Zunächst wurde Minutenweise abgerechnet, schon 1996 wurde eine Flatrate (19,90 Dollar pro Monat) eingeführt. Kurze Zeit später nutzten zehn Mio. Menschen weltweit den Service - in den USA, Europa, Japan und Lateinamerika.

Zur Jahrtausendwende war AOL so groß, dass Konzernchef Case etwas Einmaliges schaffte: Sein Internetunternehmen übernahm das altehrwürdige Medienkonglomerat Time Warner. Die Kaufsumme entsprach beim damaligen Kurs der AOL-Aktie 165 Mrd. Dollar. Das Magazin "Time" machte "Case's großen Coup" zum Titelthema. Auf einem berühmten Foto von damals sind Case und der damalige Time Warner-Chef Jerry Levin in einer herzlichen Umarmung zu sehen. Das Foto wurde auf der Pressekonferenz geschossen, bei der die beiden die Fusion bekannt gaben. Case ist darauf mit ekstatischem Grinsen zu sehen. Als könne er das Geschehen kaum fassen.

Die Fusion stand aber unter einem denkbar schlechten Stern. Erst platzte die Internetblase an der Börse, dann setzten die Terroranschläge vom 11. September 2001 der Weltwirtschaft zu. Gleichzeitig ging der Konzern wie wild auf Einkaufstour und verlor den Sinn für das Kerngeschäft. Das Zusammengehen von Time Warner und AOL gilt heute als einer der größten Flops in der Wirtschaftsgeschichte überhaupt. Die Fusion vernichtete 200 Mrd. Dollar an Aktienwert. Vor wenigen Tagen entschuldigte sich Case in einem TV-Interview sogar für die Fusion. Er sei "enttäuscht, dass es sich nicht so entwickelt hat, wie wir damals gehofft hatten."

Vor allem die Sparte AOL wird für den Fehlschlag verantwortlich gemacht. Das explosionsartige Wachstum in den 90-er Jahren bekam das Management nie in den Griff. Die Leitungen waren häufig überlastet, die Abrechnung rundete AOL großzügig zu eigenen Gunsten auf. Wollte jedoch jemand seinen Vertrag kündigen, wurde er von Kundenberatern und bürokratischen Hindernissen davon abgehalten - für diese Praxis musste AOL in den USA ein Millionen-Bußgeld zahlen. Das US-Magazin PC World wählte AOL vor kurzem zum "schlechtesten IT-Produkt aller Zeiten". Autor Dan Tynan urteilte, AOL sei "der Internetanbieter für alle, die es nicht besser wissen."

Heute ist bei Time Warner kaum mehr die Rede davon, dass der Konzern vor gut fünf Jahren von einem Internetanbieter geschluckt wurde. Nach einer kurzen Umbenennung in "AOL Time Warner" hat das Unternehmen wieder seinen alten Namen zurück. Und auch die Leitung hat wieder die alte Garde übernommen. Konzernchef Richard Parsons kommt aus dem klassischen Time Warner-Geschäft, ebenso Jeff Bewkes, der das Tagesgeschäft leitet. Die Sparte AOL führt nun der Medienmanager Miller, der schon mehrere Kabelfernsehsender in New York und London leitete. Case, der nach der Fusion in den Verwaltungsrat eingezogen war, warf im letzten Herbst endgültig das Handtuch.

Spartenchef Miller gilt nun als die neue Hoffnung im Konzern. Die Time Warner-Aktie rutschten wegen der Probleme bei AOL zuletzt auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Miller soll es nun so machen wie Google, das im März fünf Prozent an AOL kaufte. Miller erklärte schon vor Monaten auf der Werbemesse in Cannes, Einwahlkunden brächten dem Konzern nur eine Gewinnmarge von 20 Prozent, Werbekunden jedoch 50 Prozent.

Die AOL-Werbe-CD-Roms wird man in Zukunft daher nicht mehr zu sehen bekommen. Die wenigen Exemplare, die noch nicht in auf dem Müll gelandet oder recycelt sind, werden heute in Sammlerforen wie www.aolcollecting.com gehandelt. Dort treffen sich Liebhaber, die von der "guten alten Zeit" träumen.

Artikel erschienen am Fr, 4. August 2006 in "Die Welt"

hm, na super..... :rockdahouse::hammer:

Geschrieben

AOL kündigt Abbau eines Viertels der Stellen an

Der Online-Dienst will in den kommenden sechs Monaten weltweit 5000 Beschäftigte entlassen. Am Vortag hatte AOL eine Preisoffensive angekündigt, um im Konkurrenzkampf mit Yahoo und Google besser bestehen zu können.

New York - Der Online-Dienst AOL will in den kommenden sechs Monaten weltweit jede vierte Stelle streichen. Innerhalb dieses Zeitraums würden „wahrscheinlich“ rund 5000 Angestellte das Unternehmen verlassen, sagte AOL-Sprecherin Tricia Primrose.

Betroffen sein wird auch eine noch nicht bekannte Zahl von Mitarbeitern in Europa, da AOL das Geschäft mit den Internet-Zugängen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien aufgeben will.

Am Vortag hatte AOL eine Preisoffensive angekündigt, um im Konkurrenzkampf mit Yahoo und Google besser bestehen zu können. So soll Breitbandkunden die Nutzung von Email- und Multimediadiensten nicht mehr in Rechnung gestellt werden.

Damit stehen AOL-E-Mail-Adressen allen Interessierte nun kostenlos zur Verfügung, eine Mitgliedschaft bei AOL ist nicht mehr nötig. Die Änderungen waren erwartet worden, weil das Unternehmen zuletzt versucht hat, sich weniger über Beiträge und mehr über die Werbung zu finanzieren.

Der Konzern Time Warner, zu dem AOL gehört, hatte am Mittwoch erklärt, man werde für die strukturellen Veränderungen bei dem Online-Dienst bis 2007 250 Millionen bis 350 Millionen Dollar ausgeben.

Derzeit beschäftigt AOL weltweit rund 19.000 Menschen, die meisten von ihnen in den USA. Auch in Europa unterhält AOL Niederlassungen. In Deutschland beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben 1500 Mitarbeiter an den Standorten Hamburg, Duisburg und Saarbrücken.

Artikel erschienen am Do, 3. August 2006

Time Warner verpasst AOL eine neue Strategie

New York - Der Internetanbieter AOL wird sich radikal ändern. Künftig will das Unternehmen Internetnutzern mit Breitbandanschluss Dienste wie Email, Sicherheitssoftware und Internettelefonanschlüsse kostenlos anbieten. Das kündigte der Mutterkonzern Time Warner in New York an.

"Wir haben unseren Kunden zugehört, und viele von ihnen wollen die AOL-Dienste weiternutzen, wenn sie zu Breitbandanschlüssen wechseln - aber nicht extra dafür bezahlen", sagte Jeff Bewkes, der das Tagesgeschäft von Time Warner leitet. "Jetzt können wir den Kunden sagen: Sie haben Post - kostenlos." US-Medien hatten bereits Anfang Juli berichtet, dass AOL diesen Schritt plane. Anstatt mit Einwahlkunden will AOL seinen Umsatz nun hauptsächlich mit Werbeeinnahmen bestreiten. Der Online-Werbemarkt ist das am stärksten wachsende Segment in der Medienbranche. Allein 2005 stiegen die weltweiten Ausgaben um 30 Prozent auf 12,5 Mrd. Dollar. Konkurrenten wie Google und Yahoo profitieren bislang wesentlich mehr davon als AOL.

AOL erzielt bislang den überwiegenden Teil seines Umsatzes von derzeit zwei Mrd. Dollar mit Einwahlkunden. Allerdings wuchsen die Werbeeinnahmen in den vergangenen drei Monaten um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Der Kundenschwund hielt hingegen an. Die Time-Warner-Sparte hatte in den USA zum Quartalsende nur noch 17,7 Millionen Nutzer - 3,1 Millionen weniger als vor einem Jahr. In Europa nutzten 5,6 Millionen Kunden AOL. Ein Jahr zuvor waren es noch 571 000 mehr.

Gleichzeitig mit der Neuausrichtung von AOL präsentierte der Time Warner seine Quartalsergebnisse. Der Medienkonzern, der unter anderem die Magazine "Time" und "Fortune" verlegt und zahlreiche Fernsehsender betreibt, verzeichnete einen Umsatz von 10,7 Mrd. Dollar. Der Nettogewinn lag bei einer Mrd. Dollar nach einem Quartalsverlust von 409 Mio. Dollar im Vorjahreszeitraum. Neben den gestiegenen Internet-Werbeeinnahmen gab das Unternehmen als Ursache für den Erfolg Zuwächse im Kabelfernsehen an.

Der Wechsel in der AOL-Strategie zeichnet den Wandel in der weltweiten Internetnutzung nach. Bereits rund 60 Prozent aller Internetnutzer in den USA wählen sich über die schnellen Breitbandzugänge ins Netz ein, schätzt die Marktforschungsfirma IAB/Pricewaterhouse Coopers. AOL, das in den 90er Jahren vorübergehend 36 Mio. Nutzer verzeichnete, hatte den Einstieg ins Breitbandgeschäft verpasst und zu lange auf langsame Modem-Verbindungen gesetzt. Nun gibt AOL das Zugangsgeschäft offenbar auf. In einer Pressemitteilung heißt es, der Konzern werde weiterhin Einwahlservice anbieten, diesen aber nicht mehr "aggressiv vermarkten". Stattdessen konzentriert sich AOL auf die Inhalte. "Die AOL-Seiten haben mehr als 100 Millionen Besucher pro Monat, und wir werden hart daran arbeiten, ihnen kostenlose Produkte zu bieten", sagte AOL-Chef Jonathan Miller. Breitband-Einwahlkunden, die in den vergangenen beiden Jahren ihren Vertrag gekündigt haben, können ihre E-Mail-Adressen wieder erhalten.

(mit dpa)

Artikel erschienen am Do, 3. August 2006

Kostenlose E-Mail kostet

In leichter Abwandlung eines Filmtitels könnte es bei AOL Deutschland heißen: "No E-Mail for you". Wer nämlich sein Zugangsabo beim Onlinedienst kündigt, dafür jedoch den neuen kostenlosen E-Mail-Dienst des Unternehmens wahrnehmen will, muss auf seine bisherige E-Mail-Adresse verzichten. Diese Auskunft gibt es über die Telefon-Hotline von AOL. Begründung: Die Adresse müsse ein halbes Jahr lang gesperrt bleiben, damit Unbefugte keinen Schaden anrichten könnten. Noch einmal nachgehakt bei einem AOL-Pressesprecher, erklärt dieser: "Gegen eine Gebühr von ein bis zwei Euro pro Monat kann der Nutzer seine alte Adresse auch weiter nutzen."

Amerika hat es wieder einmal besser. "Wir haben von Nutzern, die uns im Laufe der vergangenen zwei Jahre verlassen haben, die E-Mail-Adresse aufbewahrt", sagt AOL-Chef John Miller. "Wenn unsere neue Strategie Anfang September technisch voll funktionstüchtig ist, können sie wieder zu uns heimkehren - und zwar kostenlos." Der AOL-Sprecher begründet die Zwei-Klassen-Gesellschaft mit unterschiedlichen Datenschutzbestimmungen.

LF

Artikel erschienen am Fri, 4. August 2006

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